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Historisches

Vergangenheit und Zukunft unter einem Dach

Das Schloss Grimma liegt im nördlichen Teil der Grimmaer Innenstadt, am Muldeufer nahe der Pöppelmannbrücke. Es blickt auf eine lange Geschichte zurück und zählt zu den bedeutendsten Profandenkmälern Sachsens. Das Schloss geht auf das Hochmittelalter zurück. Um 1210/30 ließen die Markgrafen Dietrich und Heinrich von Meißen eine Burg errichten, deren Kapelle „St. Oswald“ bereits für das Jahr 1218 belegt ist. Nach umfangreichen Ausbaumaßnahmen von 1389 bis 1402 durch Markgraf Wilhelm I. erhielt die Burg in etwa den bis heute gültigen Grundriss. 1443 wurde der Herzog von Sachsen und Begründer der albertinischen Linie des Königshauses Wettin, Albrecht der Beherzte, in der Burg geboren, woran heute eine Gedenktafel im Hof erinnert. Nach heftigen Streitjahren mit seinem Bruder Ernst, erfolgte 1485 die „Leipziger Teilung“, in deren Ergebnis das heutige Gebiet der Freistaaten Sachsen und Thüringen bestimmt wurde. Man kann das Schloss Grimma deshalb auch als Geburtshaus Sachsens bezeichnen. Zwischen 1509 und 1519 erfolgte der Ausbau zum Schloss. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Fronveste an das Kornhaus angebaut. Im 19. Jahrhundert erfolgten mehrere eingreifende Umbauten im Inneren der Gebäude.  Mit dem Einzug des Amtsgerichts in das Kornhaus beginnt 1880 die Tradition als Justizstandort. Heute besteht das Gebäudeensemble aus dem Ostflügel auf der Flußseite, dem sogenannten Schloss und dem gegenüberliegenden Kornhaus mit Kornhausanbau und Turmruine. Schildmauern verbinden die Gebäude und begrenzen den Schlosshof.

Im Zuge der Beseitigung der Hochwasserschäden von 2002 hat der Freistaat Sachsen in den Umbau, die Sanierung und vorbeugende Hochwasserschutzmaßnahmen insgesamt rund 14,5 Millionen Euro investiert. Am 11. März 2013 wurde das Grimmasche Schloss durch den Staatsminister der Finanzen, Prof. Dr. Georg Unland, und den Staatsminister für Justiz und Europa, Dr. Jürgen Martens, an das Amtsgericht Grimma und die Zweigstelle der Staatsanwaltschaft Leipzig übergeben. Leider stand es bereits Anfang Juni 2013 erneut etwa 80 Zentimeter hoch unter Wasser und war auch außen komplett umspült.

Auf den knapp 2500 Quadratmetern Fläche der Schlossanlage arbeiten 61 Justizbedienstete, darunter 11 Richter und 6 Staatsanwälte. Mit dem Schloss Grimma steht dem Amtsgericht und der Zweigstelle der Staatsanwaltschaft ein modernes, funktionsgerechtes und repräsentatives Justizzentrum mit Atmosphäre zur Verfügung. Das Grundbuchamt des Amtsgerichtes ist in einer Außenstelle untergebracht. Dort sind 10 Justizbedienstete tätig.

Das sogenannte Schloss wird durch das Amtsgericht genutzt. Im Erdgeschoss sowie im ersten und zweiten Obergeschoss befindet sich jeweils ein Sitzungssaal mit Wartebereich. In den Sälen wurde Eichenparkett verlegt. Im Schloss gibt es Bereiche, die unverändert erhalten sind und restauriert wurden, wie der Wendelstein oder das Erdgeschoss der Kemenate und die ehemalige „Ambts- bzw. Commissionsstube“ (Anfang 18. Jh.) mit einem barocken Kreuzgratgewölbe.

Die Nutzung des Kornhauses ist geteilt. Während das erste und dritte Obergeschoss sowie das Dachgeschoss von der Staatsanwaltschaft genutzt werden, sind das Erdgeschoss, das zweite Obergeschoss und der Kornhausanbau mit Ausnahme gemeinsam genutzter Bereiche dem Amtsgericht vorbehalten. Im zweiten Obergeschoss befindet sich der 1879/80 eingerichtete historische Sitzungssaal. Dessen Optik wird durch die freigelegte Holzdecke aus schiffsgekehlten Balken und ein florales Wandfries, das aus Fragmenten der historischen Malerei rekonstruiert wurde, geprägt. Im Kornhausanbau wurden im Zuge der Bauarbeiten drei historische Arrestzellen der Fronveste (um 1749/50) freigelegt und wegen ihrer Originalität restauriert. Erhalten werden konnten Wandmalereien wie etwa Jesus am Kreuz mit einer Schale und einem Kelch zu seinen Füßen und mehr oder weniger kluge Sprüche wie zum Beispiel: „Hier sitze ich im Wolkenhimmel und scheiße auf das Weltgetümmel.“

An vielen Stellen in Schloss und Kornhaus werden dem Betrachter durch bauarchäologische Sichtfenster mit Erläuterungstafeln wertvolle baugeschichtliche Funde sichtbar und verständlich gemacht.

Die Baumaßnahme umfasste neben den Arbeiten an den denkmalgeschützten Altbauten Schloss, Kornhaus und Kornhausanbau auch moderne Ergänzungsbauten. Die Ergänzungsbauten sind als Ganzglaskonstruktionen transparent eingefügt worden und heben sich von den historischen Gebäudeteilen ab.  Ein Erweiterungsneubau, der neue zentrale Eingangsbereich, verbindet Kornhaus und Turmruine. Die beiden historischen Gebäude - Kornhaus und Schloss - werden durch einen gläsernen Verbindungsgang entlang der nördlichen Schildmauer miteinander verbunden. Hierbei ging der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) teilweise neue Wege. Das Foyer besteht komplett aus Glas. Es wird von einem Rost aus Glasträgern überspannt, auf dem die eigentliche Dachverglasung ruht. Technisch außergewöhnlich ist der Glasbau deshalb, weil auch die tragenden Teile aus Glas sind. Der rund 25 Meter lange Verbindungsgang von der Turmruine zum Schloss ist eine ingenieurtechnische Besonderheit. Hier wurden fünfzehn Halbrahmen aus Verbundsicherheitsglas transparent verklebt und nicht verschraubt. Für Teile dieser Glaskonstruktionen gibt es keine Baunorm, weswegen eine besondere bauaufsichtliche Zulassung bei der Landesdirektion Leipzig eingeholt werden musste. Um die für den Antrag notwendigen Angaben zur Tragfähigkeit zu erhalten, wurden Bauteilprüfungen an Musterelementen am Institut für Baukonstruktion an der Technischen Universität Dresden vorgenommen.

Im Rahmen des Hochwasserschutzes für die Stadt Grimma wurde die gesamte muldeseitige Außenwand des Schlosses in die Hochwasserschutzanlage integriert. Ein spezielles Putzsystem übernimmt die Dichtungsfunktion. Die Fenster werden im Gefahrfall mit Schottplatten verschlossen. Außerdem wurden die Schlossmauern an die unterirdische Dichtwand angeschlossen. Oberirdische Schutzwände aus Stahlbeton stellen den Anschluss zur Pöppelmannbrücke bzw. die benachbarte ehemalige Etuifabrik her.

Die gesamte Hochwasserschutzanlage wurde am 2. August 2019 offiziell eingeweiht. Sie ist mehr als 2 Kilometer lang und reicht bis zu 12 Meter tief in den Fels hinein. Mit dieser Anlage verfügt die Stadt nun über einen angemessenen Schutz vor einem Hochwasser, wie es statistisch alle 100 Jahre (HQ100) ein Mal vorkommt.  

Auch dem Natur- und Artenschutz wurde Rechnung getragen, indem Nisthilfen u. a. für Schwalben und Mauersegler an der Ostfassade des Schlosses, Nistkästen für Schleiereulen und Dohlen im Lusthäuschen auf der Schildmauer sowie Einflugöffnungen für Fledermäuse im nichtausgebauten Dach geschaffen wurden.


Katja Kohlschmid
Direktorin des Amtsgerichts

© Amtsgericht Grimma

Historische Stadtansicht

© Amtsgericht Grimma

Amtsgericht Grimma mit Pöppelmannbrücke um 1730

© Amtsgericht Grimma

Amtsgericht Grimma früher
(links Schloss, rechts Kornhaus)

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