01.02.2024

Neue KI-Forschungskooperation der LIT

Forschungskooperation zum Einsatz von KI in der Justiz

von Chris Zenner (Referatsleiter der LIT):

Künstliche Intelligenz in der Justiz – was kann ich mir denn bitte darunter genau vorstellen? Ist das nicht nur so ein Hype, den jetzt alle mitmachen müssen, und dann eben auch die Justiz?

Diese Frage habe ich mir schon oft stellen müssen, seitdem ich Mitte 2023 damit angefangen habe, mich mit KI tiefer zu befassen. Wenn man künstliche Intelligenz hört, dann denkt man natürlich sofort an ChatGPT, Stable Defusion und die zahlreichen anderen A.I. -Tools, die in den letzten zwei Jahren das Web schwemmen und einen richtigen Hype ausgelöst haben. Und was diese Anwendungen leisten können, ist absolut außergewöhnlich – aber arbeitet ein Sprachmodell auch gut genug, damit es ganze Gerichtsverfahren entscheiden könnte?

Ich denke, davon sind wir noch ein gutes Stück entfernt. Solche KI-Modelle sind teuer und die Technik entwickelt sich immer weiter. So viele Fragen zum technischen Aufbau, zur Anwendung, zur Ethik oder auch zum Datenschutz sind aktuell absolut noch nicht beantwortet. Da wäre es einfach unverantwortlich, ausgerechnet in der Justiz bedenkenlos „herumzuexperimentieren“. Aber künstliche Intelligenz ist so viel mehr als nur die genannten Modelle. KI kann helfen, aus hunderten Seiten von Akten die richtigen Informationen zu finden. Sie kann mir benötigte Daten extrahieren, Berechnungen anstellen, Übersetzungen anfertigen, Richterinnen und Richter in ihrer Entscheidungsfindung unterstützen. Bereits jetzt gibt es Systeme, die der Polizei und dann den Staatsanwaltschaften bei der Strafverfolgung helfen – beispielsweise beim Erkennen von Geldwäscherei oder beim Herausfiltern von kinderpornographischen Material. Die Möglichkeiten und Ideen sind fast grenzenlos.

Zeit, Geld und Arbeitskraft sind dagegen leider begrenzt. Mein Ziel ist es, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort zu unterstützen, wo es besonders nötig ist. Welche Tools – mögen Sie vielleicht noch so klein sein – und Automatisierung können den Kolleginnen und Kollegen da draußen helfen, ihre Aufgaben effizienter zu erledigen, den Arbeitsalltag etwas angenehmer zu gestalten und die Justiz bürgerfreundlicher zu machen? Das ist eine ziemlich große Aufgabe, bei der ich glücklicherweise nicht alleine dastehe. Die LIT hat mit dem Institut für angewandte Informatik e. V. (InfAI) – einem An-Institut der Universität Leipzig – eine dreijährige Forschungskooperation geschlossen, wo wir genau diese Fragen näher erschließen und erste Projekte umsetzen wollen.

Erster Meilenstein für unsere gemeinsame Tätigkeit: Workshops mit Praktikerinnen und Praktikern aus den Gerichten, Staatsanwaltschaften, den JVAs und der Justizverwaltung. Unser Ziel ist es, nah an der Praxis zu sein und herauszufinden, wo über alle Laufbahnen hinweg am meisten der Schuh drückt.  Auf der Basis der Workshop-Ergebnisse wollen wir dann konkrete Projekte herausarbeiten und möglichst bald in eine Umsetzung gehen.

Ein großes, spannendes Feld, das in den nächsten Monaten und Jahren auch in der LIT immer weiter an Bedeutung gewinnen wird.

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