06.04.2023

Licht ins Dunkel bringen

Um belastbare Zahlen zur Situation von gewaltbetroffenen Frauen in Sachsen zu erheben, hat das SMJusDEG die »Dunkelfeldstudie zur Viktimisierung von Frauen durch häusliche Gewalt, Stalking und sexualisierte Gewalt« (VisSa-Studie) in Auftrag gegeben. Gemeinsam mit Studienleiter Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß, Hochschule Merseburg präsentiert Gleichstellungsministerin Katja Meier die Ergebnisse.

Die Studie inklusive ausführlichen Hintergrundmaterials steht ab sofort auf der Website der Hochschule Merseburg zum Download zur Verfügung.

Pressekonferenz zur Präsentation der Dunkelfeld-Studie

Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen verletzt das Menschenrecht. Trotzdem kommt sie täglich vor. In allen gesellschaftlichen Schichten, in allen Altersgruppen – auch in Sachsen.

Die polizeiliche Kriminalstatistik zählt im Jahr 2022 927 Frauen als Betroffene von Stalking und ca. 300 weibliche Opfer von Vergewaltigung, Nötigung und besonders schwerwiegenden sexuellen Übergriffen. Das sind die angezeigten Fälle, das Hellfeld.

Ein Großteil der Übergriffe taucht nie in der Statistik auf. Die Betroffenen halten sich zurück - aus Scham oder Angst, nicht ernst genommen zu werden. So entsteht das Dunkelfeld.

Weil wir nicht wissen, wie groß das Dunkelfeld in Sachsen ist, haben wir die »Dunkelfeldstudie zur Viktimisierung von Frauen durch häusliche Gewalt, Stalking und sexualisierte Gewalt« in Auftrag gegeben. Die Hochschule Merseburg hat sie für uns umgesetzt.

Gleichstellungsministerin Katja Meier und der Projektleiter der Studie, Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß, stellten heute die Ergebnisse vor. Zwischen dem 16. Mai 2022 und 1. Oktober 2022 befragten Voß und seine Kolleg:innen in Sachsen lebende Frauen ab 16 Jahren. Ausgewertet wurden 1.341 online ausgefüllte Fragebögen und direkt geführte Interviews.

 

Festgestellt haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler:

  • 9 von 10 Frauen haben mehrfach Hinterherpfeifen, aufdringliche Blicke u.ä. erlebt,
  • 30 % sexualisierte Gewalt und
  • mehr als 50 % den Versuch, sie zu sexuellen Handlungen zu zwingen.
  • 45 % erfuhren häusliche Gewalt auf psychischer Ebene und
  • 35 % auf körperlicher Ebene.
  • 40 % haben Erfahrung mit Stalking.

 

Jede Dritte hat partnerschaftlich körperliche und/oder sexuelle Übergriffe erfahren. Wenn es Kinder in der Beziehung gibt, richtet sich in der Hälfte der Fälle Gewalt auch gegen sie.

Je nach Tat werden zwischen vier und 13% der Fälle angezeigt.

Wir nutzen die Ergebnisse der Studie nun bei der Weiterentwicklung des Landesaktionsplans zur Verhütung und Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in Umsetzung der Istanbul-Konvention.

zurück zum Seitenanfang