07.10.2020, 07:30 Uhr

Podiumsdiskussion im Hygiene-Museum

Vier Männer und eine Frau sitzen auf Podium vo einer roten Wand.
Teilnehmer der Podiumsdiskussion "Im Vollzug. Wie steht es um die Gefängnisse in Sachsen?" v.r.n.l.: Jörn Goeckenjan, Pedro Holzhey, Susanne Kailitz, René Selle, Jens Borchert. 
© SMJusEG

Zur Ausstellung "Im Gefängnis. Vom Entzug der Freiheit" im Deutschen Hygiene-Museum Dresden haben Vertreter aus Wissenschaft und Praxis auf einer Podiumsdiskussion über die Zukunft des Strafvollzuges diskutiert. Angesprochen wurden unter anderem die Herausforderungen des Justizvollzugs in Sachsen. Ministerialdirigent Jörn Goeckenjan, Abteilungsleier Justizvollzug im Sächsischen Justizministerium, führte in diesem Zusammenhang die Corona-Pandemie an. Auf engen Raum untergebracht und bei häufig nicht allerbester gesundheitlicher Verfassung, sei es wichtig, Corona in den Anstalten einzudämmen. Die notwendigen Hygiene-Einschränkungen seien jedoch eine starke Belastung für alle Beteiligten, ganz besonders die Gefangenen. Dass Berührungen bei den Besuchen verboten seien, schmerze vor allem, wenn Kinder involviert seien. In der anschließenden Podiumsdiskussion würdigte Ministerialdirigent Goeckenjan zudem ausdrücklich das Engagement Ehrenamtlicher, die sich unter anderem für die Wiedereingliederung der Gefangenen in die Gesellschaft einsetzen.

Eben bei der Resozialisierung von Gefangenen sieht der Vorsitzenden der Initiative Set-Free, Pedro Holzey, in allen Bundesländern großen Nachholbedarf. Zugleich verwies er auf eine Sonderposition Sachsens: Der Freistaat habe eines der besten Strafvollzuggesetze Deutschlands. Den Koalitionsvertrag in Sachsen bezeichnete er als große Chance. Man könne nun an einer Umsetzung arbeiten, könnten das große Rad und nicht nur kleine Schrauben drehen. Zudem werde in Sachsen offener mit den Problemen umgegangen als in anderen Bundesländern.

Weitere Teilnehmer der Veranstaltung waren René Selle, stellv. Bundesvorsitzender des BSBD – Bund der Strafvollzugsbediensteten Deutschlands e. V., Landesvorsitzender des BSBD Sachsen sowie Jens Borchert, Professor für Sozialarbeitswissenschaft und Kriminologie an der Hochshcule Merseburg. Durch die Diskussion führe Susanne Kailitz, Autorin beim Veto Magazin. Hintergrund ist eine Sonderausstellung mit dem Titel "In Gefängnis. Vom Entzug der Freiheit" - ein trinationales Ausstellungsprojekt des Dresdner Museums, des Internationen Rotkreuz- und Rothalbmondmuseums in Genf sowie des Musée des Confluences in Lyon. Derzeit Sie ist eine auf Interaktion angelegte Ausstellung und will nicht nur die historischen, philosophischen, anthropologischen und soziologischen Aspekte der Freiheitsstrafe erkunden, sondern die Inhaftierten auch aus der Anonymität lösen: durch Kunst, Musik, literarische Schilderungen, Fotoarbeiten und nicht zuletzt durch öffentliche Ausstellungsführungen gemeinsam mit ehemaligen Gefangenen. Die Ausstellung will vermitteln, wie sich unser System des Strafens von seinen historischen Ursprüngen bis heute entwickelte hat – mit allen Problemen des modernen Gefängniswesens.

Zur Seite des Deutschen Hygiene-Museums: https://www.dhmd.de/ausstellungen/im-gefaengnis/

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